Vom Bauzaun waren wir ja nach den Vorankündigungen (blick- und staubdicht, rund um die Uhr beleuchtet und bewacht) etwas enttäuscht.
Beim Bauschild hingegen haben sich die Bauherren nicht lumpen lassen – und Adressen stehen auch drauf!
Auch die Beschriftung spricht in dankenswerter Weise paternalistischen Klartext: „In Abstimmung mit dem Bezirksamt für den Stadtteil“ – und nicht etwa in Abstimmung mit dem Stadtteil.
Auf wen das „besondere Nahversorgungskonzept“ abgestimmt ist und was eigentlich das besondere daran ist (verglichen mit jedem anderen regionalen Shopping Center) wissen zur Zeit vermutlich noch nicht einmal die Bauherren.
Wir jedenfalls bleiben besonders nah dran und sind immer bereit, uns abzustimmen – mit allen, die ebenfalls dazu bereit sind.
Auf den Null-Gravitations-Vorplatz (man beachte den levitierenden Hundehalter auf beiden Bildern!) freue ich mich jedenfalls schon. Die angekündigte Außengastro schwebt auf der Illustration vermutlich außerhalb des Blickfelds…
1. Das Vorhaben hat mit einem Shopping Center überhaupt nichts zu tun. Shopping Center sind z.B. das AEZ, das ElbeEinkaufszentrum oder die Europa Passage. Hier handelt es sich ausschließlich um Läden, die der Nahversorgung dienen (Lebensmittel, Drogeriewaren und Co.) Also eher ein Nahversorgungszentrum, welches die unterschiedlichsten Nahversorgungsangebote an einem Standort bündelt. Dies spart so für die Menschen Zeit und Kosten und vermindert auch unnötige Verkehrsbelastungen.
2. Es handelt sich hier in der Tat um ein besonderes Nahversorgungskonzept. Zum einen baulich-architektonisch. So ist die Integration von Lebensmittelgeschäften dieser Größenordnung in denkmalgeschützte Bausubstanz doch recht selten, weil es eben um einiges teurer ist, als irgendwo einen funktinellen Neubaukasten hinzusetzen. Schaut Euch mal um und vergleicht, wie Lebensmittelmärkte, Discounter und Drogerien sonst so aussehen.
Zum anderen ist es besonders, weil hier auch ein Markthallenkonzept integriert ist. Das gibt es in ganz Hamburg nicht und auch sonst sind Markthallen in deutschen Städten recht selten, da dies einfach nicht der Konsumgewohnheit der Deutschen entspricht. Von daher ist das Vorhaben auch konzeptionell durchaus besonders und mutig.
3. Es wird hier nicht ganz Hamburg einkaufen. Überlegt mal, wie weit ihr fahrt oder wie viel Zeit ihr bereit seid, um Lebensmittel einzukaufen. In Großstädten i.d.R. maximal 10 Minuten Autofahrzeit. Das ist nicht viel im Großsstadtverkehr. Da das Vorhaben (wie oben beschrieben) durchaus einige Besonderheiten aufweist, werden vielleicht auch noch einige Menschen hin und wieder von etwas weiter kommen (z.B. Altona/Ottensen). Da Lebensmittel anders als z.B. Bekleidung oder Schuhe keine großen Differenzierungsmöglichkeiten bieten, ist es auch eher selten, dass jemand an einem EDEKA-Laden vorbei fährt und zu einem weiter entfernten Laden fährt.
Einziges Differenzierungsmerkmal sind die Kompetenz des Händlers was seine Sortimentsgesstaltung oder Frischekomptenz angeht sowie die Größe des Angebotes. Da es sich hier um einen großen EDEKA handeln wird, werden also z.T. auch Leute kommen, denen ihr kleiner EDEKA vor Ort vielleicht zu klein ist. Dies ist aber nur für den Wochengroßeinkauf relevant, der z.B. gerne zum Wochenende erledigt wird, da man dafür eine größere Auswahl bevorzugt. Die regelmäßigen Käufe werden auch weiterhin in Wohnortnähe erledigt.
Ich freue mich auf jeden Fall auf die Entwicklung. Ich wohne seit 6 Jahren in St.Pauli/Altona und vermisse bis heute ein richtiges Nahversorgungszentrum, in dem ich ein umfassendes und in Teilen auch qualitativ hochwertiges Angebot an einem Ort finde. Noch dazu in einer historischen Immobilie gepaart mit einer Markthalle.
Ihr tut manchmal so, als ob Ihr für den ganzen Stadtteil sprechen würdet und als ob ja alle von der Stadt und der Politik übergangen werden. Dem ist nicht so. Manchmal fühle ich mich von Euch (Unser Areal, recht auf Stadt) leider mehr hintergangen als von der Stadt, da ihr ach nur Eure Interessen durchsetzen wollt.
Ich freue mich mit Dir auf bessere Einkaufsmöglichkeiten. Die wir hier dringend brauchen. Beim Thema Markthalle muss ich Dich aber leider enttäuschen. Sie ist nur ein Schlagwort. Bei Bezirk, Politik und EDEKA gibt es da nur ein großes Fragezeichen. Werder ein Konzept, noch ein potentieller Betreiber existiert.
Wie Shopping Center und Nahversorgung definiert sind, könnte man diskutieren, möchte ich hier aber nicht. Bild nennt es „RIESEN-EINKAUFS-CENTER“. Klar übertreiben die immer, aber erinnere Dich bitte an die Vorgänger real, Walmart oder Hyperdiscount und daran, wie voll der Parkplatz oft war und dass man dann drinnen mindestens eine halbe Stunde an der Kasse anstand. Das waren mit Sicherheit nicht hauptsächlich Menschen aus den Vierteln. Das waren damals nur normale Supermärkte.
Auch wenn ich weiß, dass es hätte schlimmer kommen können, sehe ich die derzeitigen Planungen von Bezirk und EDEKA als vertane Chance.
Denn nun zum Wichtigsten: Was wollen die Menschen im Viertel? Dafür hat sich bisher lediglich die Initiative interessiert, von der Du Dich hintergangen fühlst. (Inwiefern eigentlich?) Diese Menschen haben tausende Fragebögen verteilt und die Antworten ausgewertet. An den Planungswürfeln haben sie mit Vielen gesprochen, Wünsche gesammelt und geplant – am Grünen Jäger tun sie das auch heute noch. Gerade die Wunschproduktion ist eine Plattform für jeden Interessierten und nicht Instrument Einzelner. Sonst hätte sich wohl Herr Schreiber niemals darüber wundern können, das auch eine Musikhalle als Wunsch genannt wurde. Die Wunschproduktion ist die derzeit einzige umfangreiche Quelle von Anwohnermeinungen. Und die nennt neben der Nahversorgung eben noch sehr viel mehr. Auf keinen Fall kann man Ihr die Forderung nach einem reinen Einkaufszentrum entnehmen.
Zeitgleich haben Verwaltung und Politik lediglich über die Presse und Sanierungsbeiräte die Anwohnern informiert. In 2 Wochen warten wir genau 1 Jahr! darauf, das der Bezirk das Konzept im Viertel vorstellt. Wie das Viertel über die unglaublichen 4,25% Fläche für soziale und kulturelle Nutzung mitbestimmen kann, steht noch in den Sternen. Ein Handelskonzern wie EDEKA ist damit sowieso überfordert.
Auch wenn Dir und sicher auch vielen Anderen das jetzige Ergebnis gefällt, gefragt wurdet Ihr vom Bezirk nicht. Das nenne ich übergangen. Ihr hattet Glück, das Eure Interessen kompatibel sind.
Viele Grüße
Alex, seit 18 Jahren im Schanzenviertel und vermisst Mitbestimmung
Ich kann Deine Äüßerungen gut nachvollziehen.
Grundsätzlich stellt sich in der Stadtplanung halt das Problem, dass man es nie allen Recht machen kann. Die Stadtplanung hat letztendlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Aufgabe, zwischen den einzelnen Interessen zu vermitteln und einen größtmöglichen Konsens herbeizuführen. Da wird es immer Verlierer geben. Das liegt in der Natur der Sache.
Zu den Interessen gehören aber eben auch wirtschaftliche Interessen, die zu berücksichtigen sind. Wir alle wissen, dass die Kommunen in Deutschland weitgehend Pleite sind. Zwar ist auch Hmaburg bis über alle Ohren verschuldet – zum Glück steht die Stadt aber noch nicht unter Zwangshaushalten und der geichen, wie es z.B. in NRW in vielen Städten der Fall ist. Die Generationengerechtigkeit sowie die aktuelle Finanzkrise machen denke ich auch deutlich, dass die Städte wieder eine soldiere Haushaltspolitik führen sollten. Insofern muss auch eine Stadt nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten urteilen.
Konkret für die Rindermarkthalle heißt dies, dass die Stadt sich einen Partner suchen muss, der die Revitalisierung und Erhaltung dieses Baudenkmals unterstützt. Mit EDEKA wurde jemand gefunden, der als Mietpartner in den kommmenden Jahren das nötige Geld bezahlt, damit die Stadt dieses Baudenkmal revitalisieren kann.
Ob der vorgesehene Flächenanteil für soziale Einrichtungen angemessen ist oder nicht, mag ich nicht bewerten. Da könnte man nochmal drüber diskutieren. Klar ist aber, dass eine kommerzielle Nutzung für das Areal den Schwerpunkt bilden muss, um das Projekt zu refinanzieren. In dieser Verantwortung steht die Stadt auch. Das bitte ich zu bedenken.
Hallo Bo,
es tut mir leid, aber was Du schreibst, passt vorn und hinten nicht.
1. Damit Stadtplanung zwischen Interessen vermitteln kann, müsste erstmal miteinander geredet werden. Der Bezirk und auch EDEKA haben bisher jedes Gesprächsangebot aus den Vierteln abgelehnt. Seit rund 2 Jahren (okay EDEKA erst 1 Jahr) reden sie von Beteiligung ohne auch nur einen einzigen Schritt zu tun.
2. Gibt es Verlierer, gab es keinen Konsens. Das liegt in der Natur des Konsens‘.
3. Es ist paradox über Wirtschaftlichkeit in Hamburg zu reden, solange für Politikerdenkmäler, blaue Leuchtstoffröhren, unsinnige Verkehrskonzepte etc. Geld mit vollen Händen zum Fenster rausgeworfen wird. Aber wenn man es unbedingt will, bitte:
Wie kann man bei so einem Projekt auf den Kontakt zu Experten mit Gespür für die umliegenden Viertel, die sich vor Ort extrem gut auskennen, die ganze Entwicklung verfolgt, mit sehr vielen Anwohnern gesprochen und das Ganze dokumentiert haben pfeifen und stattdessen für viel Geld „Projektentwickler“ ins Quartier schicken, die als Referenz für sich glänzende Shopping-Center in anwohnerfreien Innenstädten angeben. Das ist eine betriebswirtschaftliche Katastrophe. Außerdem zeigt es wunderbar deutlich, dass weder Bezirk, Politik, EDEKA noch die „Projektentwickler“ irgendwas verstanden haben.
Also mein erster Tipp zum Kosten sparen: Maßmann & Co. zurückpfeifen und (wie 1000-mal versprochen) mit den Anwohnern und Initiativen sprechen.
Viele Grüße
Alex
1. Darf ich Dich daran erinnern, dass es zu Beginn entsprechende Veranstaltungen gab, die aufgrund von Pöbeleien und Beschimpfungen abgebrochen wurden, bevor sie überhaupt begonnen hatten. Um ins Gespräch zu kommen, sollte man sich auch erstmal anhören, was die Gegenseite zu sagen hat. Ich bin selbst Stadtplaner und kann gut verstehen, dass es wenig Spaß macht, wenn man sich auf so eine Veranstaltung tagelang vorbereitet, den Abend damit zubringt und dann auf unfaire Art und Weise quasi wieder nach Hause geschickt wird.
2. Ein Konsens ohne Verlierer wird schwierig zu erzielen sein, wenn die Beteiligten mit völlig unterschiedlichen und verfestigten Vorstellungen ins Rennen gehen.
3. Klar gibt es auch Dinge, für die die Stadt Geld ausgibt, über die man streiten kann. Aber auch da handelt es sich oftmals um die Suche nach einem Interessensausgleich. Die Stadt versucht eben mit unterschiedlichen Maßnahmen/Projekten/Events eine möglichst große Bandbreite an Menschen anzusprechen. Und wenn eine Familie in den Hafen kommt, um die beleuchteten Gebäude etc.anzuschauen, dann ist das eben auch Ihr „Recht auf Stadt“. Zu behaupten, dass würde alles gegen den Willen der Bevölkerung gehen und auschließlich nur wirtschaftliche Ziele haben ist da einfach zu kurz gedacht. Und ob die Verkehrskonzepte alle so unsinnig sind, die sich ausgewiesene Fachleute ausgedacht haben, würde ich auch nicht einfach so daher sagen oder bist Du da ausgewiesener Experte, verkehrliche Themen in ihrer gesamten Bandbreite bewerten zu können?
@Bo
zu Punkt 1.
Wenn Du bei der Veranstaltung im April 2010 dabei warst, wirst Du Dich sicher erinnern, dass:
a) die Auslobung zur Machbarkeitsstudie mit detaillierten Quadratmeter-Nutzungsvorgaben bereits einige Zeit vor der Veranstaltung veröffentlicht war und
b) zugleich Markus Schreiber die Veranstaltung als Beginn eines völlig „ergebnisoffenen“ Beteiligungsverfahrens darstellte.
Beides passt nicht zusammen. Wenn es sich um eine wirklich ergebnisoffene Planung handeln soll, fängt sie bei den Anwohnern an. Die Anwohner-Umfrage, die die Wunschproduktion zur Rindermarkthalle im November/Dezember 2010 gemacht hat, zeigt, dass das kein Unding ist. Wenn 15 Anwohner ehrenamtlich 18.000 Fragebögen verteilen können, wird das der Bezirk sicher auch schaffen.
Als Stadtplaner wirst Du auch wissen, dass in Deiner Zunft seit längerem bundesweit über neue, zeitgemäße Beteiligungsformen debattiert wird. Hamburg hinkt in dieser Frage deutlich hinterher. Let’s face it: Stadtplanung wird nie wieder so sein wie vor Stuttgart 21. Und das ist auch gut so.
@Bo: Die Stadt steht auch in der Verantwortung, die wirtschaftlichen Möglichkeiten an der Basis zu stärken, jenseits derzeit bevorzugter Dienstleistungs- oder Kreativbranchen. Auch muss sie nicht per default die großen wirtschaftlichen Player bevorzugen. Eine vorausschauende Wirtschaftspolitik müsste in eine andere Richtung steuern, Klein- und Kleinstgewerbe sowie neue Produktionsorte fördern. Das ist mit dem derzeitigen Plan für die nächsten zehn Jahre nicht möglich. Die Kombination Edeka, Aldi, Budni mag kein Einkaufszentrum wie die Europa-Passage sein, ist als E-Center aber immer noch eine Großlösung, ebensowenig zukunftsweisend wie vorher die Riesenmärkte Walmart oder Real. Siehe hierzu auch „Der Fluch der Einkaufstempel“ (Die Welt, 20.8.2012): http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article108691210/Der-Fluch-der-Einkaufstempel.html?config=print
Den Artikel habe ich auch gerade gelesen. Leider beleuchtet der Artikel aber auch nur eine Seite und ist z.T. auch nicht mehr ganz auf Höhe der Zeit. Ich empfehle Dir da die aktuelle Studie vom DSSW (Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V.), die einen wissenschaftlichen Überblick zu dem Thema gibt und nicht journalistisch eingefärbt ist. http://www.dssw.de/ekz.html
Übrigens: Klein- und Kleinstgewerbe fördern ist ja schön und gut. Am Ende müssen sich aber auch solche Betriebe rechnen. Und zu glauben, die Versorgung eines Staadtteils kann auschließlich über Kleinbetriebe erfolgen, geht einfach an den Realitäten der Konsumentenpräferenzen vorbei.
@Bo
Du schreibst:
„Klein- und Kleinstgewerbe fördern ist ja schön und gut. Am Ende müssen sich aber auch solche Betriebe rechnen.“
Das müssen sie sicher, dennoch gibt es seit jeher auch Wirtschaftsförderung für Kleinbetriebe und Firmengründungen. Die Büromieten im Karostar gegenüber der Halle beispielsweise sind mit 5,90 – 6,90 Euro pro Quadratmeter subventioniert – zu dem Preis findet man auf St. Pauli sonst keine Gewerbeflächen mehr. Interessanterweise müssen auch manche kulturelle Einrichtungen mehr Miete zahlen.
Du schreibst weiter:
„Und zu glauben, die Versorgung eines Staadtteils kann auschließlich über Kleinbetriebe erfolgen, geht einfach an den Realitäten der Konsumentenpräferenzen vorbei.“
Das „ausschließlich“ ist Deine Formulierung, nicht meine. Wenn wir aber konkret über die Nahversorgung reden, glaube ich nicht, dass ein 2000-Quadratmeter-Supermarkt als Kleinbetrieb durchgeht. Er wäre etwa 1,5 Mal so groß wie der Edeka in Paul-Roosen-Straße. Ich gehe seit 14 Jahren dort einkaufen und habe noch nie gehört, dass irgendjemand im Stadtteil diesen Edeka zu klein findet (höchstens zu teuer).
Ich finde ihn zu klein (und zu teuer) und fahre deshalb zu anderen EDEKA-Standorten. Ganz davon abgesehen, dass es dort ja auch keine Parkplätze gibt. Und wenn man einen Wochengroßeinkauf für eine Famile macht, kommt da ganz schön was zusammen, so dass dieser Einkauf in der Regel auch mit dem Auto erledigt wird. Wenn Du angeblich noch nie gehört hast, dass der EDEKA zu klein ist, dann sprichst Du leider nicht für alle Leute im Stadtteil.
@Bo Natürlich spreche ich genauso wenig für alle Leute im Stadtteil wie Du. Darum geht es auch gar nicht. Wenn eine Mehrheit im Stadtteil für ein E-Center ist, dann sei es so. Nur habe ich bis jetzt diesen Eindruck nicht.