Nahversorgung mit Champagner

Selten genug ergibt sich ja die Gelegenheit, ausgerechnet der Bild-Zeitung für das Aussprechen der Wahrheit zu danken (nach aktueller Zählung bisher exakt null Mal). Heute aber ist es so weit: in der Hamburger Online-Ausgabe des Blattes wird das Riesen-Einkaufs-Center, das nach Plänen von Bezirk und EDEKA in der Rindermarkthalle entstehen soll, als das bezeichnet, was es ist – als Riesen-Einkaufs-Center.
Auch die unterschiedlichen Rollen der Pächter werden hier erstmals recht unverblümt dargestellt: Holst sorgt für das Lokalkolorit und Meyer für den Champagner.

Die Ankündigung, „mit einem dem Quartier angepassten Ambiente und Sortiment aufwarten“ zu wollen, kann man nach den bisherigen Erfahrungen durchaus auch als Drohung verstehen. In der Vergangenheit hatten (Bezirks-) Politiker_innen und Investor_innen auf der einen und Stadtteilbewohner_innen auf der anderen Seite schließlich schon äußerst unterschiedliche Vorstellungen davon, was angemessen ist.
„Aufwarten“ und „Aufwerten“ liegen nur einen Buchstaben auseinander – da kann es schnell passieren, dass das Quartier nicht mehr zum Angebot passt.

Ehrlicherweise verzichtet der Artikel auf die Floskel, mit dem Shopping Center würde ja nur der Wunsch insbesondere der Karoviertel-Bewohner_innen nach Nahversorgung mit Lebensmitteln erfüllt.

In diesem Sinne also: danke, Bild!

Bewegte Bilder von der Würfeltransformation

Das bewährte Team von Feuerlöscher TV hat die Transformation der Planungswürfel dokumentiert. Vielen Dank dafür!

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Pressemitteilung: Planungswürfel werden Leuchtturm

Am heutigen Sonntag, dem 20. Mai 2012, wurden die Planungswürfel an der Alten Rindermarkthalle in St. Pauli in ein Leuchtturmprojekt transformiert.

Mitglieder verschiedener Stadtteilinitiativen haben die Bestandteile der Planungswürfel zu einem Leuchtturm für die verhinderte stadtplanerische Teilhabe aufgeschichtet. Zuvor waren sämtliche Bemühungen um eine transparente Planung und sämtliche Gesprächsangebote seitens der Anwohner_innen an der Verweigerungshaltung der offiziellen Stellen gescheitert. 

Mit dem im Geheimen ausgehandelten Vertrag über eine mindestens zwölf Jahre währende Vergabe des Rindermarkthallenareals an einen Einzelhandels­konzern versucht die Stadt Fakten zu schaffen, die für die mit dem Areal befassten Initiativen nicht akzeptabel sind. Der Leuchtturm setzt ein Zeichen des fortgesetzten Widerstands gegen eine ignorante Stadtplanung von oben.

Seit dem 19.08.2011 standen die Planungswürfel auf dem Gelände der Alten Rindermarkthalle in St. Pauli. Sie waren ein Geschenk von Anwohner_innen und Initiativen an die Stadt Hamburg, als Ort für einen offenen, gleichberechtigten Planungsprozess für alle.

Nun wurden die Würfel: in ein „Leuchtturmprojekt“ transformiert, ein Mahnmal für die von der Stadt, vom Bezirk, von der Finanzbehörde und auch vom künftigen Mieter EDEKA verpassten Chancen, der ausgeschlagenen Angebote. Die Transformation ist keinen Rückzug der Initiativen von den Planungen, sondern eine Vervielfältigung der Orte.

Ein dreiviertel Jahr lang boten die Planungswürfel Raum für Gespräche und Veranstaltungen von der „Volxküche“ bis zum Filmabend, waren Wandzeitung, Projektionsfläche und Zeichenbrett. Warum ist damit jetzt Schluss?

„In wenigen Wochen wird das hier ein Hochsicherheitstrakt“, berichtet Laura W. von der Initiative „Unser! Areal“, welche die Würfel errichtet und betreut hat.  „Dann wird hier ein Bauzaun hochgezogen und das Gelände ist für niemanden mehr zugänglich“. Für die Planungswürfel sei lediglich eine schmuddelige Nische an der Tankstelleneinfahrt vorgesehen. „Das passt zwar gut zu der Geringschätzung, mit der die Anwohner_innen im Verlaufe des gesamten bisherigen Prozesses behandelt wurden, aber auf so viel Symbolismus wollen wir uns dann doch nicht einlassen“.

Stattdessen solle mit dem Leuchtturm deutlich gemacht werden, dass allen Lippenbekenntnissen zum Trotz und entgegen gültiger Beschlüsse der Hamburgischen Bürgerschaft von einer Beteiligung oder gar Teilhabe der Menschen an den Planungen nicht die Rede sein könne.

„Der erste Planungsversuch, der noch eine Musikhalle zum Gegenstand hatte, wurde selbst von offizieller Seite als desaströs bezeichnet“, erinnert Laura W. Lehren seien daraus jedoch weder von der Verwaltung noch von weiten Teilen der Parteipolitik gezogen worden. Stattdessen sei kurz nach der Errichtung der Planungswürfel ein hinter verschlossenen Türen ausgehandelter Vertrag mit EDEKA aus dem Hut gezaubert worden, der die Umwandlung der Rindermarkthalle in ein Einkaufszentrum vorsieht. „Als Zwischenlösung kann man diesen, auf zehn Jahre plus Bauzeit ausgelegten Plan wohl kaum ernsthaft bezeichnen, zumal eine Verlängerungsoption besteht“, stellt die Initiative klar. Zwei Supermärkte, ein Drogeriemarkt und eine konzeptuell noch unklare Markthalle sollen die mehr als 14.000 Quadratmeter des denkmalgeschützten Gebäudes belegen.

„Der sechste Drogeriemarkt in fünfhundert Metern Umkreis und ein Edel-Supermarkt, zu dem ganz Hamburg mit dem Auto anreist – so haben wir uns die versprochene Nahversorgung nicht vorgestellt“, spottet Anwohner Uwe M.

Auch die 600 bis 800 Quadratmeter, die für soziale Zwecke vermietet werden sollen, erregen Unmut. Weniger als 5 Prozent der Gesamtfläche, in einem Stadtteil, in dem es einen hohen Bedarf an nicht-kommerziell nutzbaren Flächen gibt  – das empfinden die engagierten Anwohner_innen als Hohn. Zumal nicht klar ist, ob der angekündigte „Selbstkostenpreis“ für soziale Gruppen überhaupt bezahlbar sein wird.

Sämtliche weiteren Vorhaben auf dem die Halle umgebenden Gelände, zum Beispiel das „Grünareal“, ein von der Kulturbehörde geförderter gemeinschaftlicher Gemüsegarten als öffentliche Plattform, werden von den zuständigen Stellen, insbesondere der städtischen Sprinkenhof AG, die das Gelände verwaltet, mit Verweis auf den Vertrag mit EDEKA und den baldigen Baubeginn abgebügelt.

Die Vorgänge rund um die Alte Rindermarkthalle fügen sich in ein Bild, dass sich auch andernorts ergibt, wo in Hamburg um ein Recht auf Stadt gestritten wird: Ob bei den Esso-Häusern, deren Erhalt trotz des wohlbegründeten Protests der Bewohner_innen bedroht ist, ob bei der  „Neuen Mitte Altona“, wo gerade erst ein so genannter Masterplan gegen das Votum diverser Initiativen und sogar des eigens ins Leben gerufenen offiziellen Beteiligungsgremiums durchgeboxt wurde – engagierte Bürger_innen werden vor allem als Störfaktor gesehen.

Demokratische Teilhabe muss mühevoll und in kleinen Schritten gegen eine Nomenklatura erstritten werden, die den Begriff des Politischen für sich monopolisiert hat. Systematische Desinformation, einseitige Berichterstattung und falsche Umarmungen von offizieller Seite gehören dabei zu den Methoden, mit denen sich die Aktiven konfrontiert sehen. Da werden – wie in Altona – von hunderten gemachter Vorschläge mal eben die Hälfte „vergessen“, da erscheinen in Senatsauskünften „redaktionelle Fehler“, wie bei der Anfrage der Grünen, wann denn bei dem Zwischennutzungskonzept der Alten Rindermarkthalle die Bürgerbeteiligung stattgefunden habe. Oder es werden aus der Vielzahl der aus der Bevölkerung kommenden Ideen willkürlich diejenigen herausgepickt, die ohnehin ins Konzept passen – so geschehen bei der Wunschproduktion zum Areal, von deren über sechshundert Beiträgen der Bezirk nur den Begriff „Markthalle“ wahrgenommen hat.

Doch die Aktiven in den Stadtteilen wollen sich weder abspeisen noch ausbremsen lassen: „Da SpriAG, Stadt und EDEKA mit den Menschen erst reden wollen, wenn alle Entscheidungen getroffen sind, müssen wir die Sache wieder mal selbst in die Hand nehmen“, heißt es bei Unser! Areal in St. Pauli. Daher werde es bereits im Juni eine öffentliche Nutzerkonferenz geben, ein von den Sanierungsbeiräten, Anwohner_innen und Initiativen organisiertes Treffen von Einzelpersonen und Organisationen, die an einer Nutzung der Alten Rindermarkthalle Interesse haben.

Auch die sonstige Nutzung des Geländes ist für einige Engagierte noch längst nicht ausgemacht. „Wenn EDEKA zu einer Nahversorgung beitragen will, die diese Bezeichnung auch verdient, sind sie willkommen. Aber nicht als Gutsherren – solche haben in St. Pauli einen schweren Stand“.

Auch dafür steht der Leuchtturm der verhinderten Beteiligung an der Alten Rindermarkthalle.

Was ist mit dem Grünareal?

Kein Platz für das Projekt „Grünareal“ – stattdessen viel Platz für Shopping.  Auf dem Gelände der Alten Rindermarkthalle St. Pauli soll ein urbaner Garten als soziale Plastik und Kunst im öffentlichen Raum entstehen und mit ihm ein neuartiger Beteiligungsprozess. Die Kulturbehörde fördert das Projekt, aber die Sprinkenhof AG, die Finanzbehörde und der Bezirk verhindern es: Es sei kein Platz auf dem Areal. Das heißt: Kein Raum für Partizipation, kein Ort für Kunst im öffentlichen Interesse und keine Fläche für echte Nahversorgung.

Als im Mai letzten Jahres mit der „Keimzelle“ ein sozialer Gemüsegarten am Ölmühlenplatz in der Marktstrasse (Karolinenviertel) entstand, war von Anfang an klar, dass diese kleine Fläche nur ein symbolisches Zeichen setzen konnte. Ihr Ziel war und ist ein großer Nachbarschaftsgarten auf dem Areal der ehemaligen Rindermarkthalle – als sozialer Treffpunkt, lokale Selbstversorgung und öffentliche Plattform. Zusammen mit Anwohnerinnen und Anwohnern soll eine nachhaltige Zukunft und ein beispielhafter Planungsprozess für das ungenutzte Areal entwickelt werden. Durch das gemeinsame Gärtnern kann eine „Agora“ für Stadtgestaltung entstehen, die Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und Interessen Beteiligungsmöglichkeiten bietet: Eine kleinteilige temporäre und anwohnerorientierte Nutzung würde beginnen.

Was verhindert das Wachstum der „Keimzelle“ zum „Grünareal“ auf das Rindermarkt-Areal?

• von Seiten der städtischen Immobilienverwalterin SpriAG wurde ohne öffentliche Beteiligung ein Zwischennutzungsvertrag mit der Handelkette Edeka ausgehandelt, so dass das Areal ohne jede öffentliche oder politische Einflussnahme mindestens für die nächsten 10 Jahre vergeben ist und in den 13.000 qm der Alten Rindermarkthalle vor allem eines stattfindet: Kaufen, Kaufen, Kaufen. Die Anwohner_innen haben sich gegen eine Music Hall gewehrt – jetzt bekommen sie eine Shopping Mall.

• von Seiten der „Keimzelle“ wurde ein politisch-künstlerisches Konzept für einen Gemüsegarten auf dem Areal entwickelt – das „Grünareal“. Die Kulturbehörde Hamburg fördert das Projekt „Grünareal“ als Kunst im öffentlichen Raum. Vorausgesetzt, die städtischen Flächen stehen zur Verfügung.

Und genau das ist die Bruchstelle: Nach mehreren Verhandlungsrunden mit SpriAG und Finanzbehörde gibt es angeblich wegen der anstehenden Sanierungsarbeiten für die neue Shopping Mall keinen Platz für das „Grünareal“. Angesichts einer Gesamtgröße des Geländes von 34000 Quadratmetern ist diese Aussage nicht nachzuvollziehen. Der Bezirk Mitte sieht auch keine Möglichkeiten auf angrenzenden Flächen. Und die Schulbehörde verweigert dem Projekt die temporäre Nutzung einer geeigneten Wiese auf dem Gelände des benachbarten Wirtschaftgymnasiums.

Die Hoffnung und das Engagement sterben zuletzt. Doch es scheint, dass die Stadt auch in diesem Fall das Angebot einer beteiligungsorientierten und nachhaltigen Stadtentwicklung ausschlägt, obwohl die Bürgerschaft bereits im November 2010 ein Beteiligungsverfahren zur zukünftigen Entwicklung des ehemaligen Rindermarkthallen-Areals beschlossen hatte. Gemessen an diesem „Versprechen“ ist das faktische Vorgehen der politischen Instanzen ein Skandal.

Wir fordern die Stadt auf, dem „Grünareal“ die notwendigen Flächen zur Verfügung zu stellen. 

Kontakt Grünareal: Anke Haarmann, Harald Lemke 0175 89 88 399, 040 4319 0459

 

Steigt EDEKA aus?

Am 2. September letzten Jahres verkündeten Bezirk und Finanzbehörde eine für mindestens zehn Jahre gültige, dennoch als Zwischenlösung titulierte Regelung für das Areal der Alten Rindermarkthalle. Demnach soll die komplette Verantwortung für das Gelände auf die Einzelhandelskette EDEKA übergehen, die dort nicht nur selbst einen Supermarkt betreiben, sondern auch als Vermieterin gegenüber weiteren Einzelhändlern sowie als Betreiberin einer Markthalle auftreten soll. Vor allem wird EDEKA seitens der Politik auch die Verantwortung für die von zahlreichen Bürger_innen geforderte und durch die Hamburgische Bürgerschaft beschlossene offene Beteiligung aufgebürdet.

Anfragen und Initiativen werden seither von Bezirk und Behörden mit Verweis auf die – nicht veröffentlichten – Verträge mit EDEKA abgebügelt.

Schon kurz nach der überraschenden Präsentation dieser dubiosen „Public Private Partnership“ deutete sich an, dass EDEKA mit der schließlich nicht zu ihrem Kerngeschäft gehörenden Aufgabe, Stadtentwicklung zu betreiben und dabei die Anwohner_innen einzubeziehen, überfordert ist.

Nun scheinen die Einzelhändler die Notbremse ziehen zu wollen: am Rande einer Sitzung des Sanierungsbeirates deutete ein Verwaltungsangehöriger gegenüber Initiativenmitgliedern an, dass EDEKA gegenüber der Stadt Nachverhandlungen bezüglich des Areals fordere und am liebsten ganz aus dem Vertrag aussteigen würde.

Wie üblich soll anscheinend auch von dieser Entwicklung die Öffentlichkeit erst dann informiert werden, wenn die Tatsachen bereits geschaffen sind – vorerst bleiben wir also auf Spekulationen angewiesen.

Der Wunsch EDEKAs aus einem Vertrag auszusteigen, der für sie unwägbare wirtschaftliche Risiken birgt und auf Jahre hinaus mit geschäftsfremden Aufgaben belasten würde, ist allerdings plausibel.

So gibt es für die als Highlight der so genannten  Zwischenlösung beschworenen Markthalle noch nicht mal ansatzweise ein Konzept, dass die versprochenen Eigenschaften – wie z.B. den regionalen Bezug – wirtschaftlich tragfähig realisieren könnte.

Seit Monaten sieht sich EDEKA mit Begehrlichkeiten für die – im übrigen viel zu kleine – Fläche im Obergeschoss des Gebäudes konfrontiert, die für „irgendwie soziale“ Belange vorgesehen ist.

Stadt und Bezirk sehen sich aus dem Schneider und verweisen bei allen Anfragen wiederum auf EDEKA.

Zudem regt sich in den umliegenden Vierteln und über die diesbezüglich notorischen Initiativen hinaus inzwischen erheblicher Zweifel daran, ob ein schickes Einkaufszentrum mit dem siebten Drogeriemarkt im unmittelbaren Umkreis wirklich das ist, was der Stadtteil hier will und braucht.

Für eine Einzelhandelskette mag ein Standort wie die Alte Rindermarkthalle, mit einem relativ großen Einzugsbereich und der aufgrund der günstigen Parkplatzsituation bestehenden Möglichkeit, auch zahlreiche Kund_innen von weiter her anzulocken, auf den ersten Blick attraktiv erscheinen.

In Verbindung jedoch mit den zahlreichen Belastungen, von denen hier nur einige exemplarisch aufgeführt wurden, stellt die Vertragskonstruktion bezüglich des Areals ein wirtschaftliches Risiko dar, das der unternehmerischen Vernunft eigentlich widerspricht.

Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten und EDEKA tatsächlich ihr riskantes Engagement auf dem Areal überdenken, bestünde endlich die von den Initiativen und vielen Anwohner_innen gewünschte Möglichkeit, ein wirklich sinnvolles und tragfähiges Konzept für die künftige Nutzung der Alten Rindermarkthalle zu entwickeln.  Dabei würden die Menschen in den Stadtteilen nicht nur als Konument_innen eingeplant, sondern wären selbstbestimmte Akteur_innen der Entwicklung ihrer Stadt.

Nahversorgung, im eigentlichen Sinne des Wortes, wäre zweifellos ein wesentlicher Bestandteil dieses Konzepts, und wer weiß, vielleicht ja auch mit EDEKA.

Bilder vom Wunsch&Punschfest

Der Himmel ist mit den Würfeln: Punkt 15 Uhr klarte es auf, und ein punsch- und wunschreicher Nachmittag nahm seinen angenehmen Verlauf. Im aromatischen Rauch der Feuertonne wurden viele Gespräche geführt und ungezählte Kilokalorien in Form selbstgebackenen Kuchens den Stoffwechseln zugeführt. Es kam sogar zum Absingen von – allerdings bewegungskompatibel umgetexteten – Weihnachtsliedern.
Eine Lichtinszenierung ließ die Würfel leuchten und machte weithin sichtbar, dass wir uns auf irgendwelche Verdunklungsmanöver nicht einlassen.

Würfelfest am 03.12. ab 15 Uhr: Wunsch & Punsch


Shoppen, essen, trinken – mehr braucht ihr nicht!

Darauf haben sich Bezirk und Finanzbehörde mit EDEKA-Nord geeinigt. Und wenn wir brav sind, kriegen wir vielleicht ein Spielzimmer im Ober–geschoss, dessen Größe noch niemand kennt.

Brauchen wir doch!

Was wir brauchen und was wir wollen haben wir nicht verheimlicht – im Gegenteil. Seit über einem Jahr tragen wir Menschen aus St. Pauli, dem Schanzen- und Karolinenviertel unsere Bedürfnisse und Wünsche zusammen, entwickeln Konzepte, planen und gehen Politiker_innen, Behörden und manchmal uns selbst auf den Keks.

Wer das ignoriert, schadet auf Dauer dem Standort! Das Gelände der Alten Rindermarkthalle ist zu schade für ein schnödes Einkaufszentrum.
Es darf gerne noch ein bisschen mehr sein!
An guten Ideen besteht kein Mangel, und damit die Betriebstemperatur nicht sinkt und kein Gedanke an „Winterpause“ aufkommt, feiern wir wieder an den Würfeln:
Samstag, 3.12.2011 ab 15 Uhr, mit Feuertonne, Glühpunsch und Lichtspielen.
Planungswürfel an der Alten Rindermarkthalle, Neuer Kamp 31,St. Pauli, bei der U-Bahn Feldstraße. Wir planen alle.

Presseerklärung: Neue Planung für Rindermarkthalle notwendig

Anwohner_innen-Initiative fordert Bezirk und Senat auf, die derzeitigen Zwischennutzungspläne für die Alte Rindermarkthalle auf St. Pauli zu stoppen und eine neue Planung mit Anwohner_innen anzusetzen, wie von der Bürgerschaft bereits vor einem Jahr empfohlen.

Hamburg, 16. November 2011 – Seit nunmehr 18 Monaten steht die Alte Rindermarkthalle auf St. Pauli leer. Geht es nach dem Willen der Finanzbehörde, der Eigentümerin des Gebäudes, sollen in der Halle ab Anfang 2013 ein Verbrauchermarkt, eine Drogerie, ein Discounter sowie eine Markthalle eröffnen. Für soziale und kulturelle Nutzungen sind ganze 600 von 13.400 Quadratmetern Nutzungsfläche vorgesehen.

In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Bürgerschaftsfraktion Die Linke behauptet der Senat nun, in die Planung dieses Zwischennutzungskonzepts seien „Quartiersbeiräte und Stadtteilvertreter“ eingebunden gewesen. Dies ist jedoch nicht richtig.

Fakt ist:

1. Keine der in den benachbarten Vierteln ansässigen Anwohner_innen-Initiativen ist seit dem Aus für die umstrittene „Music Hall“ und die Entwürfe aus der Machbarkeitsstudie im November 2010 von Vertreter_innen der Finanzbehörde oder des Bezirks Mitte kontaktiert worden.

2. Die Sanierungsbeiräte Wohlwillstraße (St. Pauli Nord), Karoviertel und Sternschanze sind seit November 2010 nicht zu Zwischennutzungsplanungen befragt worden. Dies belegen u.a. die Sitzungsprotokolle der Beiräte. Der Sanierungsbeirat Wohlwillstr. hat in seiner Beiratsempfehlung vom 25.10.2011 festgestellt: Die Darstellung des Senats, die Beiräte seien in die Planung eingebunden gewesen, „entspricht nicht der Wahrheit.

3. Das Zwischennutzungskonzept, das Edeka Nord als Pächterin des Grundstücks umsetzen soll, wurde erstmals am 2.9.2011 vorgestellt – unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Bis auf einige handverlesene Anwohner_innen, denen am 1.9.2011 überhaupt erst eine Einladung zuging, erfuhren die Anwohner_innen von dem Zwischennutzungsplan erstmalig aus den Medien.

Der Vorgang zeigt, dass Senat und Bezirke Mitte nun schon zum zweiten Mal – nach der gescheiterten Machbarkeitsstudie vom vergangenen Jahr – eine im stillen Kämmerlein beschlossene Nutzung ohne Einbindung der Bevölkerung durchdrücken wollen. Und dies, obwohl die Hamburgische Bürgerschaft im November 2010 in einem Beschluss den Senat anhielt, „zu gewährleisten, dass die Rindermarkthalle bis zum Umbau/zur Umnutzung durch sinnvolle vertraglich abgesicherte Zwischennutzungen weiter belebt wird. Hierbei sind die ansässigen Initiativen einzubinden„.

Bezirksamtsleiter Markus Schreiber hat am 2.9.2011 erklärt, der neue Zwischennutzungsplan entspreche den Wünschen der Anwohner_innen, wie sie in der Umfrage der Wunschproduktion Unser! Areal ausgedrückt worden. Auch dies entspricht nicht den Tatsachen.

Die Anwohner_innen-Wünsche beinhalten zwar auch Einkaufsmöglichkeiten, um den Verlust des Real-Markts wettzumachen. Mindestens ebenso hohe Priorität haben jedoch der Bau von Wohnungen, ein Stadteilgarten, soziale Einrichtungen und Kleingewerbe. Dies bestätigt noch einmal eine kürzlich durchgeführte zweite Anwohner_innen-Befragung durch das Initiativenbündnis Unser! Areal. Eine Einkaufsfläche von fast 12.000 Quadratmetern ist deshalb unverhältnismäßig und missachtet andere, wichtige Nutzungswünsche.

Zweitens kann die Umfrage-Dokumentation, die dem Bezirksamtsleiter im April zur Verfügung gestellt worden war, selbstverständlich keine Planung durch die Anwohner_innen ersetzen. Sie war vielmehr als Hinweis an den Bezirk gedacht, was Bestandteil eines jeden demokratischen und ergebnisoffenen Planungsprozesess sein sollte: nämlich zuerst die Menschen vor Ort zu fragen und dann zu planen.

Die Anwohner_innen-Initiative Unser! Areal fordert daher Bezirk und Senat auf, die derzeitigen Zwischennutzungspläne für die Alte Rindermarkthalle auf St. Pauli zu stoppen und eine neue Planung mit Anwohner_innen anzusetzen, die deren Vorstellungen als Grundlage nimmt – auch und erst recht für eine Zwischennutzung, die auf zehn Jahre angelegt ist. Dies ist für die Stadt Hamburg auch eine Gelegenheit, ihre Stadt- und Bauplanung endlich zu demokratisieren.

Anwohner_innen im Initiativenbündnis Unser! Areal – www.unser-areal.de

die leute:real – www.dieleutereal.de

Wunschproduktion Unser! Areal – wunschproduktion.unser-areal.de

Die Keimzelle – www.diekeimzelle.de